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Interview mit Jörn Otto

 

 

Jörn Otto

Herr Otto, Sie leiten seit 2009 den Landesfachausschuss Fernwärme in der BDEW-Landesgruppe Mitteldeutschland. Hat Fernwärme eine Zukunft in der Energiewende?
In Deutschland hat die Wärmeversorgung eine lange Tradition. Vor allem in Verbindung mit der Produktion von Strom und Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) ist sie besonders effizient und ökologisch wertvoll und damit CO2-sparend. Dieses Geschäftsfeld steht jedoch gerade durch die Entwicklung der Strompreise vor ganz besonderen Herausforderungen, die ungleich komplexer sind als bei der reinen Strom- oder Gasversorgung. Zur wirtschaftlichen Stabilisierung sind Effizienzsteigerung und Kostensenkung sowie mehr Transparenz bei den Wärmegestehungskosten unabdingbar. Natürlich müssen neue Versorgungskonzepte unter Einbindung der Erneuerbaren Energien entwickelt werden. Nur so kann sich das Geschäftsfeld Fernwärme für Unternehmen und die Umwelt auch noch in Zukunft lohnen.

Im LFA arbeiten Energieversorgungsunternehmen verschiedener Größen, mit unterschiedlichen Sparten und aus verschiedenen Regionen zusammen. Wie bringen Sie die Mitglieder „zusammen“? Gibt es noch immer eine gemeinsame Interessenslage?
Ja, es gibt noch immer eine gemeinsame Interessenslage, denn trotz der vielen individuellen Gegebenheiten der einzelnen Energieversorgungsunternehmen sind die Aufgaben und damit verbundene Herausforderungen sich doch immer noch sehr ähnlich.

In den neuen Bundesländern wurden Mitte der 1950er Jahre mit dem Ausbau einer flächendeckenden Fernwärmeversorgung begonnen. Mitte der 1980er Jahre gab es fast keine Stadt mehr, die nicht über Neubaugebiete im Plattenbauwesen mit zentraler Heizung verfügte. Mit Beginn der 1990er Jahre wurden diese Systeme von Kohle auf umweltfreundliches Erdgas oder andere Energieträger umgebaut und ertüchtigt. Umfangreiche Veränderungen im Rahmen der Stadtentwicklung, wie Rückbau, Wärmedämmung und Umstellung von Einteiler- auf Zweiteilersysteme, die Einführung der Heizkostenabrechnung und so viele weitere Aufgaben mussten und müssen immer noch auf den Weg gebracht werden.

Das hat jedoch auch einen Vorteil: Es bedarf keiner großen Akquise um Mitglieder im LFA zu binden.

Weimar gilt als Kulturhauptstadt Thüringens. Macht sich das in Ihrem Unternehmensalltag bemerkbar?
Weimar war nicht nur Kulturhauptstadt Europas 1999, Weimar ist Kultur pur und weltweit dafür bekannt. Das spüre ich natürlich auch im Alltag sowohl im Unternehmen als auch privat.

Engagement für kulturelle Einrichtungen oder Veranstaltungen sind hier wirklich für alle verpflichtend, genauso wie das Wissen um die Historie und die vielen Weimarer Größen. Ich habe mich, als ich hier anfing, mit einer Menge Literatur eingedeckt und glauben Sie mir, ich lerne ständig etwas dazu. Weimar hat wirklich viel zu bieten ob Goethehaus oder Bauhaus-Universität – Historie oder Moderne – Weimar ist bunt, weltoffen und eine ganz besondere Stadt.

Aus Sicht Ihres Unternehmens – welche Themen und Trends werden Sie in den nächsten Jahren in Weimar angehen?
Als Energieversorger ganz klar: Alles rund ums Thema Energiewende.

Also die Erneuerbare Energien, deren Ausbau und ihre Digitalisierung. Aber natürlich werden auch die Kooperationen der Stadtwerke ein immer stärkeres Aufgabenfeld unserer Arbeit einnehmen. Als relativ neues Geschäftsfeld hat der Breitbandausbau bei uns sehr an Bedeutung gewonnen. Das Thema werden wir auf jeden Fall weiter vorantreiben.

Nicht zuletzt fordern uns die immer häufigeren Gesetzesänderungen. Gerade hier gilt es um schnell reagieren zu können, möglichst weit vorauszudenken und zu handeln.

Herzlichen Dank für das Interview!

 

 

•    Seit 2012 Geschäftsführer der Stadtwerke Weimar 
      Stadtversorgungs-GmbH
•    Mitarbeiterzahl: 71
•    Umsatz: 47 Mio. Euro
•    Sparten: Strom, Erdgas, Wärme, Breitband, Dienstleistungen
•    Gremienmitglied im LFA Fernwärme seit 2009

 

 

 

 

 

 

 

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